Steuern & Scheinselbstständigkeit
Das nervige Thema das keiner hören will aber alle brauchen — Steuern, Anmeldung, Grenzen. Ehrlich erklärt.
Ok. Niemand will über Steuern reden. Ich auch nicht. Aber hier ist die Wahrheit: Wenn du ernsthaft Geld verdienst mit Content, musst du dich damit beschäftigen. Sonst gibt's später böse Überraschungen. Lass uns das schnell durchziehen.
Die unbequeme Wahrheit
Wenn du in Deutschland mit Fußbildern Geld verdienst, bist du selbstständig. Period.
Auch wenn du "nur nebenbei" machst. Auch wenn es "nur ein Hobby" ist. Auch wenn du sagst "ich mach das nicht professionell".
Scheißegal. Wenn Geld fließt, ist es Einkommen. Und Einkommen wird versteuert.
Real talk.
Ab wann musst du dich anmelden?
Die Grauzone: Technisch ab dem ersten Euro.
Die Realität: Viele melden sich erst an, wenn sie regelmäßig verdienen.
Meine Empfehlung? Sobald du merkst "das wird jetzt regelmäßig" — meld dich an. Nicht aus Angst. Aus Professionalität.
Warum? Weil:
- Du legal arbeitest
- Du Betriebsausgaben absetzen kannst
- Du keine Paranoia hast dass das Finanzamt anklopft
- Du professionell auftreten kannst
Kleinunternehmerregelung: Dein Freund
Hier ist die gute Nachricht: Die Kleinunternehmerregelung.
Was ist das?
Wenn du unter 22.000 Euro Umsatz im Jahr bleibst (nicht Gewinn — Umsatz!), kannst du die Kleinunternehmerregelung nutzen.
Das bedeutet:
- Keine Umsatzsteuer auf Rechnungen
- Keine monatliche Umsatzsteuervoranmeldung
- Weniger Papierkram
- Einfachere Buchhaltung
Kurz: Perfekt für den Start.
22k im Jahr sind ca. 1.800 Euro pro Monat. Für viele reicht das am Anfang.
Was passiert wenn du drüber kommst?
Wenn du mehr als 22k machst: Glückwunsch! Du bist erfolgreich.
Aber: Ab dann musst du Umsatzsteuer ausweisen (19% in Deutschland) und vierteljährlich oder monatlich ans Finanzamt melden.
Klingt kompliziert? Ist es ein bisschen. Aber machbar. Oder du holst dir nen Steuerberater (dazu gleich mehr).
Gewerbeanmeldung: Wie und Wo?
Gewerbeanmeldung klingt scary. Ist es nicht.
Wo?
Bei deinem lokalen Gewerbeamt. Meist online möglich.
Kostet?
15-65 Euro je nach Stadt. Einmalig.
Was brauchst du?
- Personalausweis
- Adresse (kann auch Wohnadresse sein)
- Beschreibung der Tätigkeit (z.B. "Online-Marketing und digitaler Content-Verkauf")
Tipp: Schreib NICHT "Verkauf von Fußbildern". Zu spezifisch. Bleib allgemein. "Digitaler Content" deckt alles ab.
Was passiert danach?
Du kriegst ein Schreiben vom Finanzamt. Die wollen wissen: Umsatzprognose, Gewinnprognose, etc.
Füll das aus. Sei ehrlich, aber konservativ. Lieber zu niedrig schätzen als zu hoch. Du kannst später korrigieren.
Steuern: Was zahlst du wirklich?
Ok, die Frage die alle haben: Wie viel geht ans Finanzamt?
Das hängt ab von:
- Deinem Gesamteinkommen (hast du noch nen Job?)
- Deinem Gewinn (Umsatz minus Ausgaben)
- Deinem Steuersatz
Grobe Faustregel für Nebengewerbe:
Bei 10.000 Euro Gewinn/Jahr:
Ca. 20-30% Steuern (Einkommensteuer + Gewerbesteuer je nach Stadt).
Bei 20.000 Euro Gewinn/Jahr:
Ca. 25-35%.
Bei 50.000 Euro Gewinn/Jahr:
Ca. 35-42%.
Das sind sehr grobe Zahlen. Dein tatsächlicher Satz hängt von vielen Faktoren ab.
Betriebsausgaben: Deine Geheimwaffe
Hier ist wie du Steuern legal minimierst: Betriebsausgaben.
Alles was du für dein Business brauchst, kannst du absetzen. Das senkt deinen Gewinn. Weniger Gewinn = weniger Steuern.
Was kannst du absetzen?
- Kamera, Handy, Laptop (wenn du sie fürs Business nutzt)
- Props, Outfits, Nagellack, Pediküre
- Software-Abos (Editing-Tools, Cloud-Storage, etc.)
- Plattform-Gebühren (OnlyFans-Cuts, Payment-Processor-Fees)
- Internet-Kosten (anteilig)
- Arbeitszimmer (wenn du eines hast, anteilig)
- Werbungskosten (Ads, Promo)
- Steuerberater (ja, auch das ist absetzbar)
Wichtig: Beleg aufheben. Immer. Digital oder Papier. Ohne Beleg keine Absetzung.
Scheinselbstständigkeit: Die Falle (für manche)
Scheinselbstständigkeit ist, wenn du offiziell selbstständig bist, aber faktisch wie ein Angestellter arbeitest.
Beispiel Scheinselbstständigkeit:
Du arbeitest nur für EINE Plattform. Die gibt dir vor wann, wie, was du machst. Du hast keine anderen Kunden. Du bist quasi Angestellter ohne Vertrag.
Das ist problematisch. Rechtlich und steuerlich.
Bist du als Content-Creator scheinselbstständig?
Meistens nein. Weil:
- Du entscheidest was, wann, wie du produzierst
- Du hast (potenziell) mehrere Einkommensquellen (verschiedene Käufer, Plattformen)
- Du trägst das unternehmerische Risiko
Aber: Wenn du NUR für eine Person arbeitest (z.B. ein Kunde kauft dir regelmäßig Custom-Content ab und du machst sonst nichts), könnte das grenzwertig sein.
Lösung: Diversifiziere. Mehrere Käufer. Mehrere Plattformen. Verschiedene Content-Typen.
Brauchst du einen Steuerberater?
Ehrliche Antwort: Kommt drauf an.
Du brauchst KEINEN Steuerberater wenn:
- Du unter 10k Gewinn/Jahr bleibst
- Du Kleinunternehmerregelung nutzt
- Du keine komplizierten Ausgaben hast
- Du bereit bist, dich selbst einzuarbeiten
Software wie Lexoffice, SevDesk oder ELSTER (kostenlos) reichen dann.
Du solltest einen Steuerberater holen wenn:
- Du über 20k Gewinn/Jahr machst
- Du mehrere Einkommensströme hast
- Du keine Lust auf Steuer-Papierkram hast
- Du Angst hast, Fehler zu machen
Kosten: 500-2000 Euro/Jahr je nach Umsatz. Aber: Die Kosten sind absetzbar. Und ein guter Steuerberater spart dir oft mehr als er kostet.
Die größten Steuer-Fehler
Fehler 1: Gar nicht anmelden
"Das Finanzamt merkt das eh nicht."
Falsch. PayPal, Stripe, Banken melden ab bestimmten Beträgen. Und wenn das Finanzamt dich erwischt, gibt's Nachzahlungen plus Strafen plus Stress.
Nicht wert.
Fehler 2: Keine Rücklagen bilden
Viele verdienen 20k, geben alles aus, und dann kommt die Steuernachzahlung: 6k.
Shit.
Lösung: Lege 30-40% deines Gewinns zurück. Auf ein separates Konto. Nicht anfassen. Das ist für Steuern.
Fehler 3: Keine Belege sammeln
Ohne Belege kannst du nichts absetzen. Ohne Absetzungen zahlst du zu viel Steuern.
Gewöhn dir an: Jeder Einkauf fürs Business = Beleg speichern. Sofort. Digital oder Foto.
Fehler 4: Privates und Business mixen
Separate Bankkonten. Ein fürs Business. Ein für Privat.
Warum? Weil sonst deine Buchhaltung ein Chaos wird. Und weil das Finanzamt das gerne sauber sieht.
Was ist mit Sozialversicherungen?
Als Selbstständiger musst du dich selbst krankenversichern.
Option 1: Freiwillig gesetzlich versichert
Kostet je nach Einkommen. Ca. 200-400 Euro/Monat.
Option 2: Privat versichert
Kann günstiger sein wenn du jung und gesund bist. Aber Vorsicht: Im Alter wird's teuer.
Option 3: Familienversichert (wenn möglich)
Wenn du unter 25 bist oder dein Partner versichert ist und du wenig verdienst.
Rentenversicherung ist für Selbstständige oft freiwillig. Du KANNST einzahlen. Musst aber nicht (außer bei bestimmten Berufen).
Anonymität vs. Gewerbeanmeldung
Frage die viele haben: "Wenn ich ein Gewerbe anmelde, ist mein echter Name öffentlich?"
Ja und nein.
Dein Gewerbe ist im Handelsregister (wenn du ne GmbH gründest) oder bei der IHK/HWK gelistet. Das ist semi-öffentlich.
ABER: Du kannst trotzdem unter Pseudonym arbeiten. Dein Business-Name muss nicht dein echter Name sein.
Beispiel:
Echter Name: Anna Müller
Gewerbe: "Digital Content by FeetQueen" (Inhaberin: Anna Müller)
Kunden sehen "FeetQueen". Nur das Finanzamt sieht Anna Müller.
Was du JETZT tun solltest
- Wenn du regelmäßig verdienst (>500 Euro/Monat): Gewerbe anmelden. Ernsthaft.
- Kleinunternehmerregelung nutzen (wenn unter 22k/Jahr)
- Separates Bankkonto für Business eröffnen
- 30-40% jedes Gewinns zurücklegen für Steuern
- Alle Belege sammeln (App wie Lexoffice macht das easy)
- Überlegen: Steuerberater ja/nein? (Ab 20k Gewinn: Ja)
- Krankenversicherung klären
Ich weiß. Das ist der unsexy Teil. Aber trust me: Lieber einmal richtig aufsetzen als später im Chaos versinken.
Im nächsten Kapitel wird's wieder spannender: Käuferpsychologie. Wie ticken die Leute, die kaufen? Was triggert sie? Lass uns in ihre Köpfe reinschauen.
Im nächsten Kapitel: Käuferpsychologie verstehen