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Teil 5: Psychologie & Verkauf

Das Custom-Request-Dilemma

Wann sagst du Ja zu Custom Requests? Wann Nein? Die Entscheidungsmatrix für schwierige Anfragen.

Custom Requests können goldene Gelegenheiten sein — oder dein schlimmster Alptraum. Hier ist wie du entscheidest.

"Würdest du auch...?"

Diese vier Worte. Jede Verkäuferin kennt sie.

Manchmal folgt eine komplett normale Anfrage. Manchmal... nicht.

Custom Requests sind das Minenfeld dieses Business. Hohe Bezahlung, aber manchmal zu welchem Preis?

Die Grundregel

Bevor wir in die Details gehen, hier ist die wichtigste Regel:

Wenn dein Bauchgefühl Nein sagt — ist es Nein.

Egal wie viel Geld. Egal wie "harmlos" es klingt. Egal ob andere es machen.

Dein Bauchgefühl ist dein bester Business-Partner. Hör drauf.

Die Entscheidungsmatrix

Ok, eine Custom-Anfrage kommt rein. Wie entscheidest du?

Frage 1: Verstößt es gegen deine harten Grenzen?

Ja → Automatisches Nein. Keine Diskussion.

Nein → Weiter zu Frage 2.

Frage 2: Fühlst du dich damit wohl?

Nicht "könnte ich mich daran gewöhnen", sondern JETZT, in diesem Moment — fühlst du dich ok?

Nein → Lehne ab oder schlaf eine Nacht drüber.

Ja → Weiter zu Frage 3.

Frage 3: Ist der Preis angemessen?

Custom Content kostet mehr. Mindestens 2-3x dein Standard-Preis. Wenn die Anfrage weird oder aufwändig ist? 5-10x.

Zu wenig Geld → Nein oder Gegenangebot.

Fair bezahlt → Weiter zu Frage 4.

Frage 4: Gibt es Red Flags beim Käufer?

Neue Account? Drückt auf schnelle Lieferung? Will "nur ein bisschen mehr" als vereinbart?

Red Flags → Vorsichtig oder ablehnen.

Alles clean → Grünes Licht.

Die häufigsten Custom-Request-Typen

Typ 1: Die Harmlosen

"Kannst du rote Socken tragen?" — "Könntest du draußen Fotos machen?"

Easy. Niedrige Hürde, gute Bezahlung, kein Drama.

Preis: Standard-Rate + 20-50%.

Typ 2: Die Aufwändigen

"Ich will ein 10-minütiges Video wo du XYZ machst mit ABC Setup..."

Viel Arbeit. Viel Zeit. Viel Planung.

Preis: Mindestens 3-5x Standard-Rate. Berechne deine Zeit realistisch: Setup, Dreh, Editing, Upload.

Typ 3: Die Grenzwertigen

Nicht direkt über deiner Grenze, aber... nah dran.

"Könntest du kurz dein Gesicht zeigen, nur verschwommen?"

"Würdest du mal meinen Namen sagen im Video?"

Hier wird's schwierig. Höherer Preis rechtfertigt es nicht wenn es deine Sicherheit oder Komfort gefährdet.

Typ 4: Die Absolut-Nicht

Illegale Sachen. Gefährliche Sachen. Dinge die deine Identität gefährden.

Preis: Unbezahlbar. Lehne ab, egal welches Angebot.

Die Preis-Verhandlung

Custom-Anfrage kommt rein. Du bist interessiert. Wie verhandelst du?

Schritt 1: Lass dir die komplette Anfrage geben

"Ok, beschreib genau was du möchtest. Alle Details."

Viele Käufer "vergessen" erstmal die aufwändigen Teile. Die kommen dann später: "Ach ja, und könntest du auch noch..."

Nein. Alle Details VORHER.

Schritt 2: Kalkuliere realistisch

Zeit für Vorbereitung + Zeit für Produktion + Zeit für Nachbearbeitung + Risiko/Unbehagen-Faktor.

Sei ehrlich mit dir selbst. Unterschätze nicht den Aufwand.

Schritt 3: Nenne deinen Preis (+ Buffer)

Du denkst 100€ sind fair? Sage 120€.

Warum? Manche Käufer verhandeln runter. Wenn du bei 120€ startest, landest du bei 100€. Startest du bei 100€, landest du bei 80€.

Schritt 4: Keine Verhandlung bei Grenzfällen

Wenn die Anfrage schon an deiner Grenze kratzt, ist der Preis nicht verhandelbar.

"Das kostet 200€, fest. Interessiert?"

Wenn er runterhandeln will, ist er nicht ernsthaft genug. Pass.

Die Red Flags bei Custom Requests

Manche Anfragen sind Traps. Lern sie zu erkennen:

Red Flag 1: Die schleichende Eskalation

"Nur ein Foto von deinen Füßen... ach, könntest du auch deine Beine zeigen... und vielleicht ein bisschen höher...?"

Nope. Wenn die Anfrage sich ständig erweitert, setz eine harte Grenze oder steige aus.

Red Flag 2: Der Dringlichkeits-Druck

"Ich brauche es heute noch! Bitte bitte!"

Dringlichkeit ist oft ein Manipulationstrick. Echte Custom-Kunden planen voraus.

Red Flag 3: Die vage Anfrage

"Ich will was Besonderes, können wir chatten darüber?"

Wenn er nicht klar sagen kann was er will, will er entweder etwas Illegales oder er fischt nach kostenlosen Infos.

"Beschreibe mir genau was du willst, dann sage ich dir ob und zu welchem Preis."

Red Flag 4: Die Vorauszahlung-Weigerung

"Ich zahle nach der Lieferung, versprochen!"

Nein. Custom Content = Vorauszahlung. Immer. Keine Ausnahmen.

Der "Probier-mal-aus"-Trick

Unsicher ob eine Custom-Anfrage ok für dich ist?

Mach einen Test-Run. Für dich allein.

Beispiel: Jemand will Video wo du XYZ machst. Du bist unsicher.

Mach das Video. Privat. Schau es dir an.

Wie fühlst du dich? Unwohl? Dann verkauf es nicht, lösche es, lehne ab.

Fühlt sich ok an? Dann kannst du es verkaufen.

Besser einmal umsonst produzieren und sicher sein, als es verkaufen und es später bereuen.

Die "Nein mit Alternativ"-Strategie

Du willst die Anfrage nicht machen, aber den Käufer nicht verlieren?

"Ich mache kein Face-Content, aber ich kann dir sehr face-nahen Content anbieten wo du alles außer mein Gesicht siehst. Oder ich kann [Alternative]. Interessiert?"

Du zeigst: Ich will dein Geschäft, aber zu meinen Bedingungen.

Manche Käufer gehen darauf ein. Die die nicht eingehen? Wollten sowieso nur das Eine.

Der Vertrag (ja, wirklich)

Bei großen Custom-Projekten (100€+), mach einen Mini-Vertrag.

Nicht legal kompliziert. Einfach eine Nachricht:

"Ok, zur Bestätigung: Du bestellst [genaue Beschreibung] für [Preis]. Lieferung bis [Datum]. Vorauszahlung erforderlich. Keine Refunds nach Lieferung. Einverstanden?"

Warte auf sein "Ja".

Screenshot davon.

Das schützt dich bei Streitigkeiten. "Du hast gesagt..." — "Hier ist der Screenshot von dem was wir vereinbart haben."

Wenn du Nein sagst

Du lehnst ab. Wie kommunizierst du das?

Option 1: Klar und kurz

"Danke für die Anfrage, aber das liegt außerhalb meines Angebots."

Option 2: Mit Begründung (optional)

"Das überschreitet meine persönlichen Grenzen, deshalb muss ich ablehnen."

Option 3: Mit Alternative

"Das mache ich nicht, aber ich kann dir [X] anbieten. Interessiert?"

Was du NICHT sagen solltest: Entschuldigungen, lange Erklärungen, Unsicherheit.

Nein ist eine vollständige Antwort.

Die "Später vielleicht"-Falle

"Machst du das vielleicht in der Zukunft?"

Vorsicht. Das ist oft ein Fuß in der Tür.

Wenn du Nein sagst, bleib dabei: "Nein, das gehört nicht zu meinem Angebot."

Nicht: "Hmm vielleicht irgendwann..." — das hält ihn am Haken, und er fragt jede Woche nach.

Custom Content als Upsell

Hier ist ein Trick: Biete Custom Content proaktiv an.

Stammkunde kauft regelmäßig? "Hey, falls du mal was Spezielles willst — ich mache auch Custom Requests. Schreib mir einfach."

Warum funktioniert das? Weil DU die Kontrolle hast. Du bietest es an, also wählst du auch die Bedingungen.

Versus: Er fragt an, und du reagierst. Da hat er mehr Verhandlungsmacht.

Die "Wachstums"-Frage

Hier ist eine gute Frage für langfristige Planung:

"Will ich in einem Jahr mehr oder weniger Custom Requests machen?"

Mehr? Dann akzeptiere jetzt mehr (im Rahmen deiner Grenzen), um Erfahrung zu sammeln und Reputation aufzubauen.

Weniger? Dann sei jetzt schon wählerischer. Nimm nur die lukrativsten an.

Dein jetziges Verhalten formt deine Zukunft.

Wenn Custom Requests zu viel werden

Erfolgsproblem: Zu viele Custom-Anfragen, zu wenig Zeit.

Lösung 1: Preise erhöhen. Weniger Anfragen, aber besser bezahlt.

Lösung 2: Warteliste einführen. "Custom Requests aktuell 2 Wochen Wartezeit."

Lösung 3: Custom-Requests zeitweise schließen. "Aktuell keine Custom Requests, ab [Datum] wieder verfügbar."

Du darfst Erfolg limitieren um Burnout zu verhindern.

Die ethische Frage

Real talk: Manche Custom-Anfragen sind legal, aber... moralisch fragwürdig.

Zum Beispiel: Rollenspiele die problematische Dynamiken nachstellen.

Du musst für dich entscheiden: Wo ist deine ethische Grenze?

Geld ist Geld. Aber kannst du nachts schlafen nach dem Content?

Wenn nein — lehne ab. Dein Seelenfrieden ist mehr wert als jeder Betrag.

Takeaway

Custom Requests sind Opportunity und Risiko zugleich.

Die Entscheidungsmatrix: Grenzen checken, Komfort prüfen, Preis kalkulieren, Red Flags erkennen.

Bei Unsicherheit: Probier's privat aus oder lehne ab.

Bei Ablehnung: Klar, kurz, vielleicht mit Alternative.

Und vergiss nie: Jedes Ja zu einem Custom Request ist auch ein Ja zu dir selbst — zu deinen Grenzen, deinen Preisen, deiner Würde.

Wähle weise.

Im nächsten Kapitel: Emotional Labor & faire Bezahlung