Kapitel 53: VPN, Tor & Co – was bringt's wirklich?
VPN-Werbung ist überall. "Schütze deine Privatsphäre!" "100% anonym!" "Hacker haben keine Chance!" Aber was stimmt davon? Und was ist Marketing-Bullshit? Lass uns da durchgehen. Ohne Filter.
Du willst anonym bleiben. Deine IP-Adresse verstecken. Nicht getrackt werden. Verstehe ich.
Aber hier ist die Wahrheit: Kein Tool macht dich 100% anonym. Keins. Auch nicht für 9,99€ im Monat mit Geld-zurück-Garantie.
Was diese Tools können? Dein Risiko reduzieren. Massiv. Wenn du sie richtig nutzt.
VPN — was ist das überhaupt?
VPN steht für Virtual Private Network. Klingt kompliziert. Ist es nicht.
Stell dir vor: Du gehst ins Internet. Normal. Ohne VPN. Deine IP-Adresse ist sichtbar. Jeder Server, den du anfunkst, sieht, wer du bist. Wo du bist.
Mit VPN? Dein Traffic läuft durch einen Server in einem anderen Land. Der Server sieht die Websites. Die Websites sehen den Server. Aber niemand sieht dich.
Deine echte IP-Adresse? Versteckt.
Was ein VPN macht (und was nicht)
Was VPNs tun:
- Verschleiern deine IP-Adresse
- Verschlüsseln deinen Traffic (niemand kann mitlesen)
- Umgehen Geo-Blocking (Netflix USA von Deutschland aus? Klar.)
- Schützen dich in öffentlichen WLANs vor Schnüfflern
Was VPNs NICHT tun:
- Dich komplett anonym machen (Browser-Fingerprints, Cookies, Logins — alles noch da)
- Vor Malware schützen (dafür brauchst du Antivirus)
- Dich vor den VPN-Anbietern selbst schützen (sie sehen deinen Traffic)
- Dich unsichtbar machen (du hinterlässt trotzdem Spuren)
VPNs sind gut. Sehr gut. Aber sie sind kein Allheilmittel.
Welches VPN solltest du nutzen?
Es gibt hunderte VPNs. Die meisten sind Schrott. Manche loggen deinen Traffic (und verkaufen die Daten). Andere sind langsam. Wieder andere sind teuer und bringen nichts.
Worauf achten?
- No-Logs-Policy: Der Anbieter speichert keine Daten über dich. Wichtig: Nicht alle, die das behaupten, halten sich dran.
- Sitz außerhalb der 5/9/14-Eyes-Länder: Länder, die zusammenarbeiten und Daten teilen. Vermeide VPNs aus USA, UK, Deutschland.
- Kill-Switch: Wenn die VPN-Verbindung abbricht, wird dein Internet sofort gekappt. Keine Leaks.
- Schnell & stabil: Langsame VPNs nerven. Du wirst sie nicht nutzen.
- Bezahlung anonym möglich: Mit Crypto oder Prepaid-Karten? Besser.
Meine Empfehlungen (Stand 2025):
- Mullvad: No-Logs. Sitz in Schweden (ok, 14-Eyes, aber transparent). Bezahlung mit Cash möglich. 5€/Monat.
- ProtonVPN: Schweiz. Sicher. Free-Version verfügbar (langsam, aber gratis). Paid ab 4€/Monat.
- IVPN: Privacy-fokussiert. Teurer (6€/Monat), aber gut.
Was du vermeiden solltest:
- Kostenlose VPNs (außer ProtonVPN Free) — die verkaufen deine Daten
- VPNs aus China oder Russland — offensichtliche Gründe
- VPNs, die mit "unlimited speed" werben — unrealistisch
Tor Browser — die nächste Stufe
Tor ist nicht einfach ein VPN. Es ist ein Netzwerk. Dein Traffic wird durch mehrere Server (Nodes) geleitet. Jeder Node kennt nur den vorherigen und den nächsten. Niemand sieht das volle Bild.
Ergebnis? Echte Anonymität. Meistens.
Vorteile von Tor:
- Extrem anonym (wenn du es richtig nutzt)
- Kostenlos
- Zugang zum Darknet (falls relevant)
Nachteile von Tor:
- Langsam. Richtig langsam.
- Manche Websites blockieren Tor-User
- Komplizierter zu nutzen als VPNs
- Exit-Nodes können mitlesen (nur bei unverschlüsseltem Traffic)
Wann Tor nutzen?
- Research zu sensiblen Themen
- Kommunikation mit Quellen, Kunden, etc., wo du maximal anonym sein willst
- Zugriff auf geblockte Websites
Wann NICHT Tor nutzen?
- Für alltägliche Sachen (zu langsam)
- Wenn du dich einloggst (macht Anonymität teilweise zunichte)
- Streaming (funktioniert nicht, zu langsam)
VPN + Tor = maximale Sicherheit?
Manche Leute kombinieren beide. VPN zuerst, dann Tor. Oder umgekehrt.
Bringt das was?
Theoretisch ja. Praktisch? Overkill für die meisten.
VPN → Tor (Tor over VPN):
- Dein ISP (Internet Service Provider) sieht nicht, dass du Tor nutzt
- Der erste Tor-Node sieht deine VPN-IP, nicht deine echte IP
- Langsam, aber sicherer
Tor → VPN:
- Komplizierter einzurichten
- Bringt nur in speziellen Fällen Vorteile
Für Fußbilder-Verkauf? Nicht nötig. VPN allein reicht. Tor für spezielle Fälle.
Proxies — der kleine Bruder vom VPN
Ein Proxy leitet deinen Traffic um. Wie ein VPN. Aber ohne Verschlüsselung.
Vorteile:
- Schneller als VPNs
- Oft kostenlos
Nachteile:
- Keine Verschlüsselung (unsicher)
- Viele kostenlose Proxies loggen und verkaufen deine Daten
- Nicht vertrauenswürdig
Meine Meinung: Lass es. Nimm ein VPN.
Was bringt's wirklich für dich als Creator?
Du verkaufst Fußbilder. Du willst anonym bleiben. Hier ist, was du tun solltest:
1. VPN — immer an
Jedes Mal, wenn du Content hochlädst, mit Kunden schreibst, dich einloggst — VPN an. Keine Ausnahmen.
2. Tor — für Research & sensible Kommunikation
Du checkst, was Konkurrenten machen? Tor. Du schreibst mit einem Kunden, der sketchy wirkt? Tor.
3. Separate Browser-Profile
VPN + separater Browser für Creator-Aktivitäten. Firefox mit Privacy-Einstellungen oder Brave.
4. Keine Logins ohne VPN
Nie, niemals dich auf deinem Creator-Account einloggen ohne VPN. Ein Fehler reicht.
Häufige Fehler, die du vermeiden solltest
- "Ich nutze VPN nur manchmal." Falsch. Entweder immer oder gar nicht.
- "Kostenlose VPNs sind ok." Nein. Die verkaufen deine Daten.
- "Tor macht mich unsichtbar." Nur wenn du es richtig nutzt. Logins, Javascript, Cookies — alles kann dich verraten.
- "VPN + Login mit echtem Namen = anonym." Nein. Wenn du dich mit echtem Namen einloggst, bist du nicht anonym. Egal welches VPN.
Kill-Switch — warum du ihn brauchst
Stell dir vor: Dein VPN bricht ab. Für zwei Sekunden. Dein Traffic läuft plötzlich ungeschützt. Deine echte IP wird sichtbar.
Ein Kill-Switch verhindert das. Sobald die VPN-Verbindung abbricht, wird dein Internet gekappt. Kein Leak. Keine Spuren.
Aktiviere ihn. In den VPN-Einstellungen. Jetzt.
DNS-Leaks — die unsichtbare Gefahr
Selbst mit VPN kann dein DNS (Domain Name System) leaken. Das bedeutet: Dein ISP sieht trotzdem, welche Websites du besuchst.
Wie testen?
- Gehe zu dnsleaktest.com
- Klick "Extended Test"
- Siehst du deinen ISP? Leak. Siehst du nur VPN-Server? Gut.
Wie verhindern?
- In VPN-Einstellungen: "Use VPN DNS" aktivieren
- Oder manuell DNS auf 1.1.1.1 (Cloudflare) oder 8.8.8.8 (Google) setzen
Kann dein VPN-Anbieter dich verraten?
Ja. Technisch gesehen kann er. Er sieht deinen Traffic. Er weiß, wer du bist (wenn du mit Kreditkarte zahlst).
Deshalb:
- Wähle einen vertrauenswürdigen Anbieter (siehe oben)
- Zahle anonym (Crypto, Cash)
- Nutze keine VPNs, die Logs speichern
"No-Logs" ist nicht immer garantiert. Manche VPNs wurden schon entlarvt, dass sie doch loggen. Research ist wichtig.
Tor Sicherheitstipps
Wenn du Tor nutzt:
- Nutze den Tor Browser. Nicht Chrome mit Tor-Plugin. Der offizielle Browser ist sicherer.
- Keine Plugins installieren. Die können dich de-anonymisieren.
- Javascript deaktivieren (in Tor-Einstellungen auf "Safest"). Ja, manche Websites funktionieren nicht. Aber du bist sicherer.
- Nicht maximieren. Fenstergröße verrät deine Screen-Auflösung. Fingerprinting-Risiko.
- Keine Logins mit echten Daten. Macht Anonymität zunichte.
Kosten — was musst du zahlen?
VPNs:
- Mullvad: 5€/Monat
- ProtonVPN: Free (langsam) oder ab 4€/Monat
- IVPN: ab 6€/Monat
Tor:
- Kostenlos
Für 5€ im Monat hast du solide Sicherheit. Das sollte drin sein.
Zusammenfassung — was du wirklich brauchst
Für den Alltag:
- VPN (Mullvad, ProtonVPN, IVPN)
- Immer an, wenn du Creator-Aktivitäten machst
- Kill-Switch aktiviert
- DNS-Leaks getestet
Für Extra-Sicherheit:
- Tor Browser für sensible Research & Kommunikation
- Nie Logins mit echten Daten über Tor
- Javascript aus, Fenster nicht maximiert
Was du NICHT brauchst:
- Kostenlose VPNs (außer ProtonVPN Free)
- Proxies
- VPN + Tor gleichzeitig (Overkill)
VPNs und Tor machen dich nicht unsichtbar. Aber sie machen es verdammt schwer, dich zu finden. Wenn du sie richtig nutzt.
Und das? Reicht meistens.